Ursprung und Entwicklung des Yoga

Begriffserklärung

„YOGA“, ein Begriff aus dem Sanskrit, abgeleitet von der indogermanischen Verbwurzel „yui“ =anschirren, einspannen. Gemeint ist das Ins-Joch-Spannen von Ochsen und Pferden, wie es einst im Ackerbau gehandhabt wurde, um die Tiere zu beherrschen. Die alten Inder merkten, dass der menschliche Geist gleich so einem wilden Tier ist - auch ihn gilt es ins Joch zu spannen. So kam „Yoga“ zu seiner Bezeichnung.

Herkunft und Entwicklung

Die Entwicklung des Yoga begann vor mehr als dreitausend Jahren. Erste Abbildungen von Menschen im Yogasitz (padmāsana) wurden bei Ausgrabungen in den einst blühenden Städten Harappa und Mohenjo Daro (Induskultur - ca. 3000-1800 v.Chr.) im Norden Indiens gefunden.

Im Laufe der Jahrhunderte/Jahrtausende entstanden unzählige hochstehende philosophische Texte, die uns heute als Grundlage für unseren Yoga dienen.

Bekannt wurde der Yoga im Westen durch Svāmī Vivekānanda. Er war ein westlich gebildeter Inder und Schüler des berühmten Heiligen Ramakṛṣṇa. Vivekānanda sprach 1893 auf dem Weltparlament der Religionen in Chicago/USA über Yoga. Seine Rede schlug in Amerika ein wie eine Bombe. Daraufhin folgten andere indische Lehrer seinem Beispiel und breiteten den Yoga immer mehr im Westen aus. So kam der Yoga auch nach Europa und erlebte seine erste Blütezeit nach dem 1. Weltkrieg in Deutschland. Auch in der Schweiz wird schon seit JahrzehntenYoga praktiziert, in aller Munde ist er aber erst seit ein paar Jahren.

In den letzten 100 Jahren hat sich der Yoga in unzählige Richtungen mit den unterschiedlichsten Schwerpunkten entwickelt: Vom rein meditativen Krija-Yoga bei Maharishi und Paramahansa Yogānanda, bis zum Power-Yoga, wo kaum noch philosophische Aspekte zum Tragen kommen. Namhafte Gurus wie: Svami Satyananda, Krishnamacharya, B.K.S. Iyengar, Yesudian, um nur einige zu nennen, entwickelten eigene Stile. Neue Bezeichnungen wie Kundalini -Yoga, Viny-Yoga, Aṣṭānga-Yoga und andere entstanden - und es werden immer mehr. Der Yoga ist und bleibt in Bewegung, aber seine tiefe Wahrheit ist zeitlos und wird sichdadurch nicht verändern. Welcher Weg auch immer eingeschlagen wird, so führen doch alle zum selben Ziel, der spirituellen Entwicklung des Menschen.

Yogische Schriften
Erste Texte sprechen über Atemübungen, das Zurückziehen der Sinne, aber auch über Yoga als Heilstechnik. Um Christi Geburt vereinte Patanjali alle bis dahin bekannten yogischen Gedanken in seiner Schrift, dem Yoga Sūtra und begann damit die „klassische Yogatradition“.
Zwei Definitionen von Yoga sind hier zu finden:

  • „Yoga ist die Stilllegung der Funktionen des Geiststoffs“ YS I,2
  • Askese, Studium der heiligen Texte und Hingabe an den Herrn (Kriyā-Yoga) YS II,1.

Als bekannteste Textstelle gilt der 8-gliedrige Pfad. Die meisten Yogarichtungen anerkennen u. a. diese Textstelle heute als Grundlage ihres Schaffens.

Ab ca. 400 n.Chr. entwickelte sich parallel zum rein geistigen Yoga langsam der weltzugewandte Tantrismus, der dem Körper eine ganz neue Bedeutung zusprach. Ein bis ca. 1100 n.Chr. ausschliesslich geistiger Yoga wurde ergänzt mit körperlichen Aspekten, was zu unserem heutigen Haha Yoga (ha = Sonne / ha= Mond) mit den zahlreichen āsanas, prānamayas, mudras, den akarmans, den mantras usw. führte. Die tantrische Grundschrift, Hatha-Yoga-Pradipika, ist uns heute ebenfalls Leitfaden für das Üben.